„Mein Name ist Dr. Aka. Ihr Vortrag, war der schlechteste, den ich jemals gehört habe.“

Zur Eröffnung unserer Schule in Ruanda im Januar 2023 kamen mehr als 680 Kinder, sie war für 420 Kinder geplant. Viele hatten keinen Platz auf unseren Schulbänken, standen besorgt neben den Sitzenden und: wollten dabei sein. Es fehlen zwei Schulklassen – deshalb haben wir im Kino Vechta einen Vortrag organisiert und anschließend den Film: „Gorillas im Nebel“ gezeigt. Nach meinem Vortrag kam Freund Aka mit seinem verstörenden Kommentar auf mich zu. Doch passten Satz und Mimik nicht zusammen, so dass der Schreck nur kurz war. Dann erzählte er mir von den „German Rotary Volunteer Doctors“.

http://www.grvd.de

Sein Name ist Dr. Jester und ich weiß jetzt, warum er nicht mehr nach Ghana reist.

In Vorbereitung auf meine Reise besuche ich Dr. Hans-Georg Jester, der die Endoskopieeinheit im Holy Family Hospital in Nkawkaw 2013 aufgebaut hat und seither immer wieder dort tätig war. Er hat das Geld gesammelt und – ich vermute auch selbst investiert für dieses Herzensprojekt. Der große hagere Mann sprüht vor Energie. Es sei damals wie ein Virus gewesen, der ihn befallen habe: Ghana und seitdem nicht mehr losließ.

Unklar bleibt lediglich, warum er demnächst nicht mehr hinfährt. Warum mich Dr. Aka angesprochen hat und ich nun auf gebuchten Flügen sitze. Schließlich traue ich mich zu fragen. „Nun ja, ich bin 87 Jahre alt“, antwortet er und wir müssen beide lachen. Das ist nun wirklich hinreichender Grund und ich rechne mir heimlich aus, dass mir, folgte ich seinem Beispiel konsequent, immerhin noch 22 Jahre blieben, seine Arbeit in Ghana fortzusetzen.

Seine war keineswegs auf Nkawkaw begrenzt, sondern weit mehr auf das ehemalige Buschkrankenhaus in Akwatia, das durch seinen Einsatz zur WHO Vorzeigeklinik geworden ist. Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Schöfer hat er seit 2005 Spenden gesammelt, organisiert und ist immer wieder dorthin gefahren – hands on für Ultraschall und Endoskopie. Hat ein Labor aufgebaut und eine Neonatologie. Hatte immer wieder etwas im Gepäck. Vor allem seine Erfahrung, seine Begeisterung und immer wieder auch ein Endoskop.

Gerade hat er dafür gesorgt, das zwei Gastroskope repariert wurden, die habe ich im Gepäck. Zusammen mit der schweren Aufgabe vor Abflug eine Zollausfuhrbescheinigung einzuholen (irgendwo in Halle 2, gegenüber KLM, aber das findest du schon, ist wichtig).

Mein Name ist Dr. Hardenberg und ich sitze jetzt bei 29 Grad nachts unter einem riesigen Mangobaum am Guesthouse im Holy Family Hospital, Nkawkaw.

Zur Vorbereitung habe ich einen Tropenmedizinkurs in Würzburg absolviert, mir englischsprachige Bücher Innere Medizin, Gastroenterologie und Palliativmedizin bestellt: und immer wieder drin gelesen. Ausserdem Serien auf Netflix auf Englisch mit Untertiteln geschaut. Im November war Abdul Hassan, genannt Wumpini aus Tamale Nordghana eine Woche bei uns und seither weiß ich, dass ich mich gut verständigen kann. Sicher ist, dass ich ihn nicht immer verstanden habe und ich glaube, das hat er auch gemerkt. Ebenso sicher ist, dass er mich nicht immer verstanden hat. Kurzes Zögern, selten nachfragen, immer lachen und weiterreden. Wir konnten uns gut verständigen. Diese Strategie halte ich auch hier ein, nur nicht bei Schwester Ruth, der Schwester Ruth, Endoskopie, weil es ganz wichtig ist sie genau und richtig zu verstehen. Den ärztlichen Direktor, Dr. Isaak und den Reverenten Derick auch. Mein Name ist Doktor Ralf.

Als junger Medizinstudent, 1979, da waren viele von euch Lesenden noch gar nicht geboren, wollte ich mindestens die Welt retten. Entwicklungsdienst als Arzt statt Militärdienst bei der Bundeswehr.

Ein Freund vermittelt den Kontakt zu den Steyler Missionaren, die in Ghana, in Nkawkaw ein Missionskrankenkaus betreiben. Eigentlich betrieben es die Steyler Missionarinnen, der Missionar, Pater Norbert, war in ganz persönlicher Mission unterwegs, wie ich später zu meinem Leidwesen erfahren sollte. Doch das ist 45 Jahre her. Bestimmt haben die Missionsorden das alles aufgearbeitet.

Sechs Wochen war ich dort und hatte vor allem: keine Ahnung. Zweites Semester – Biochemie, Physiologie und erste Eindrücke in der Anatomie. Erschrocken war ich, es sei der Kulturschock. Vor allem einsam, denn die Nonnen waren verschlossen. Immerhin hat mich die Geburtshilfe – Schwester mit in den Kreissaal genommen.

45 Jahre und ein ganzes Berufsleben später sitze ich wieder hier. Heute wünsche ich mir lediglich, dazu beizutragen, dass die Welt ein etwas besserer Ort wird. Doch ich weiß schon: das möchte die Welt nicht, jedenfalls nicht wesentlich.

 

Mein Name ist Dr. Henner Kraus: „Lieber Freund Hardenberg. Es geschieht nicht jeden Tag, dass sich ein Kollege meldet, um freiwillig in das schwarze Afrika zu gehen und dann auch noch die Palliativmedizin vertreten will.“

Seit mehr als 10 Jahren organisieren Palliativmediziner einwöchige Einführungskurse in Palliativmedizin in den GRVD (German Rotary Volunteer Doctor) Missionskrankenhäusern in Westafrika. Sie stoßen dabei auf großes Interesse.

So sitze ich hier bei 27 Grad in der Nacht am PC und übersetze meine Palliativ – Folien mit wunderbar großzügiger Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen des GRVD, die mir ihre Folien zur Verfügung stellen und während ich hier sitze, reisen sie gerade an, um im Krankenhaus in Techiman die Palliativmedizin weiter zu unterstützen. Sie seien in Accra gelandet, nachts bei gefühlt 40 Grad. Nach einigen Tagen, so tröste ich sie, fühlt es sich nur noch wie 38 Grad an.

Sr. Ruth erzählt mir, dass es eine Palliativeinheit in Nkawkaw gibt. Also geplant ist und ein Mitarbeiter, Peter ist gerade in Accra, für eine spezialisierte Palliativpflege- Ausbildung.

Peter ist am Telefon schlecht zu verstehen (siehe oben). Klar ist: seine Ausbildung geht noch bis September, die Palliativstation entsteht in einem neuen Gebäude, das seinerseits noch nicht ganz fertiggestellt ist. Ein Palliativteam gibt es noch nicht und deshalb soll ich einen motivierenden Übersichtsvortrag halten. Das erleichtert die Vorbereitung. Ich komme einfach im nächsten Jahr wieder, dann kann alles ganz anders aussehen. Bis zu meinem 87. Geburtstag habe ich noch 22 Jahre Zeit. Exactely.

Mein Arbeitstag beginnt mit der ärzlichen Frühbesprechung. Die beiden Assistenzärzte, die am langen Wochenende Tag und Nacht gearbeitet haben sehen sehr müde aus. Der ältere schläft immer wieder mal ein, der jüngere ist ganz aufgekratzt. Es gab viel zu tun, Unfälle, Geburten, Schwerstkranke ohne Blutdruck und Bewusstsein. Es wird offen diskutiert, nachgefragt, analysiert. Ähnlich den Morgenbesprechungen im heimatlichen Krankenhaus. Warum haben Sie ihren Hintergrund nicht gerufen?

Der erste Endoskopie Tag: es sind 4 Gastroskopien geplant. Gleich bei der ersten Patientin, die viel älter aussieht als sie ist, geht es um ein ernstes Problem. Seit 7 Monaten kann sie schlecht schlucken und hat sehr viel Gewicht verloren. Sprich: Alarmsymptome! Tatsächlich werde ich später einen hochgradig einengenden und blutenden Tumor der Speiseröhre entdecken. Doch zunächst Nadel, Spritze, Schlafen. Zaubermittel Propofol. In dem kleinen Raum sind mittlerweile 5 ghanaische Mitarbeiter versammelt, großes Kino. Einer filmt. Die Aufgabenverteilung ist nicht klar, doch jeder gibt sein Bestes und endlich geht es los.

Also: mit lauter (!) Musik. Felix Mendelsson – Bartholdy’s Hochzeitsmarsch. Im Anschluss ein Spiritual nach dem anderen. Die jungen Leute kennen jeden Text, singen mit, dabei tanzen sie immer mal wieder und sind insgesamt in allerbester Stimmung. Ich muss mich konzentrieren, das Narkosemittel aufziehen, injizieren und kaum das meine Patientin schläft, das Gerät einführen. Später muss ich ihr die schlechte Nachricht überbringen.

Es ist warm, die Klimaanlage kommt kaum gegen die Hitze an, der Ventilator surrt. Beim Befundschreiben stelle ich – zum Unverständnis der jungen Menschen, die mich so engagiert unterstützen, die Musik etwas leiser. Kaum bin ich weg vom PC und bereite mich auf die nächste Untersuchung vor, erschallt sie wieder in voller Lautstärke.

Es ist ein katholisches Missionskrankenhaus. Und Ghana Mitglied im Commonwealth, ehemalige britische Kolonie. Bestimmt haben die Briten das Leid, dass sie in Westafrika verursacht haben, gut aufgearbeitet.

Die vier Untersuchungen dauern 4 Stunden. In meiner Nürnberger Hochleistungspraxis hätten wir maximal eine Stunde dafür Zeit.

Bilder werden gespeichert, Ordner erstellt (Dr. Ralf’s Endoscopies) – trinken nicht vergessen. Ziemlich erschöpft, auch von der Musik, verlasse ich den Raum. Draußen sitzt ein großer Gecko mit orangrotem Hals in der Sonne. Aufrecht auf seinen kurzen Vorderbeinchen reckt er sich hoch und bewegt sich mit blitzartigen, rhythmisch zuckenden Bewegungen auf und ab.

Das ist ein surreales Erlebnis für mich. Jeder, der sich mit luziden Träumen beschäftigt hat, weiß, dass es Traum – Anker gibt. Das sind dermaßen unrealistische Traumbilder, dass dem Träumenden im Traum bewusst wird: das kann nicht sein, gibt es nicht. Du träumst. Das gute an dieser Erkenntnis ist, dass du im Traum aufwachst und immer noch träumend weißt: „ich träume“. Dann kann es los gehen, du kannst deinen Traum steuern, durch Wände gehen, Fliegen und alles erleben, was du dir wünscht. Das ist natürlich sehr individuell.

Zunächst bin ich vollkommen sicher, dass der Gecko so ein solcher Traumanker ist: Ralf du träumst. Doch dann huscht er ganz schnell weg, kaum, als ich ihm näherkomme. Kein Traum:

Ghana. Holy Family Hospital, Endoskopie. Bartholdies Hochzeitsmarsch, die tanzenden jungen Leute in der Endoskopie, 35 Grad, Dr. Ralf mittendrin.

Im Nachbarraum schreit, brüllt in größter Verzweiflung ein Kind und dann das nächste. Heute ist Beschneidungstag, offenbar ohne Narkose.

Am Abend treffe ich in meinem Wohnzimmer eine unerwartete, äußerst schlanke, schwarze Besucherin an. Eine zarte, schwarze Schlange, Stilettschlange, wie sich später herausstellt. Sie ist offensichtlich nach dem starken Regen über die Regenrinne ins Haus gespült worden. Nun windet sie sich ohne präzises Ziel, greift aber nicht direkt an. Ich finde eine Schüssel, die ich ihr überstülpe. Dann ist Ruhe, die Schüssel bewegt sich nicht und ich finde keine weiteren Schlangen in meinem Gästehaus. Am nächsten Morgen erzähle ich meine Geschichte und alle sind sich sicher, dass es ein „Millepes“ war, ein Tausenfüßler, doch habe ich keine Füße gesehen. Also ein Centipes, Hundertfüßler, doch die sind braun. Schließlich kommt ein großer, starker, erfahrener Mann, lüftet die Schüssel und das Geheimnis. Es ist erstens eine Schlange und die ist zweitens schwarz und schwarze Schlangen in Ghana sind giftig. Das Gift der Atractapsis Reticulata ist nicht tödlich aber schwer gewebsschädigend – beißt sie dich in den Finger, kann es notwendig sein, dass der abgenommen werden muss.

Mein Retter kommt mit Besen und Machete. Die Schlange rollt sich ein, ihren Kopf zu schützen, später wird sie vor dem Haus eingegraben.

Eine Schlange, im Haus! Nun muss etwas geschehen. Ein weiterer Herr wird gerufen, der einen großen Kanister mit Gift und eine ebensogroße Sprühmaschine mitbringt. Das Haus muss von aussen und innen besprüht werden. Was wohl schlimmer ist, die kleine Schlange oder das nun überall versprühte Toxin? Schnell verberge ich meine Habseligkeiten in einem Schrank, verstaue Geschirr, Töpfe, Kannen, meinen heißgeliebten Nescafe. Dann lasse ich sie allein. Später wird ein Reinigungstrupp das gesamte Haus auf den Kopf stellen und sauber machen. Sie sind wirklich hilfsbereit.

Auf dem Weg zur Endoskopie hält ein Wagen neben mir an, darin Doktor Isaak, der mich mit in das große „Theater“ nimmt, den OP Saal. Er hat einen riesigen Befund zu entfernen, ein von der Gebärmutter ausgehender gutartiger Tumor, den er auf 4 – 5 kg einschätzt, ein gigantisches „Myom“.

Ich hatte die Patientin in seinem Büro zufällig kennengelernt. Sie hatte einen enorm dicken Bauch und weil er Gynäkologe ist, dachte ich zunächst: eine Schwangere. Sie saß auf seinem Sofa und zählte eine große Menge Cedischeine, wieder und wieder. Ich ging davon aus, dass sie gerade für die Geburt, vielleicht einen Kaiserschnitt bezahlten wollte. Er schickt sie raus. Mühsam erhebt sie sich aus dem Sofa, einzig ihr Gangbild passte nicht. Sie ging vornübergebeugt, nicht mit dem „aufrechten Gang der Schwangeren“. Weil sie eben nicht schwanger war, sondern dieses riesige Myom im Bauch hatte, bei dessen Entfernung ich heute zusehen konnte.

Es geht fröhlich zu im „Grand Theater“, es ist voll, viele junge Leute, einige sind einfach nur da, andere haben ihre Aufgaben. Alles bestens vorbereitet und organisiert. Musik! Wieder britisch und katholisch, als Doktor Isaak den Tumor entfernt hat und stolz präsentiert läuft gerade: Oh Tannenbaum , Oh Tannenbaum. You stand in splendid beauty!

Nichts in diesem Blog ist gelogen. Ich schwöre!

Es ist eine große erfolgreiche Operation, das Team superkoordiniert. Hakenhalter und OP Tücher nachgezählt. Wundverschluss. Die Frau ist 40, der Tumor (und weitere kleine Uterusmyome sind weg und so kann sie alt werden und weitere Kinder bekommen. Congratulations!

Heute gibt es nur einen Diabetespatienten, aber das ist nicht ganz sicher. Zeit für den Blog.

Am Sonntag findet ein langer (!) katholischer Gottesdienst auf Englisch und Twi, der lokalen Sprache statt. Ein sehr junger Priester mit ernstem Blick und kontrollierter Mimik schreitet mit seinem Mikrofon vor den Gläubigen auf und ab und: predigt. Ernst, laut, bedrohlich. Kinder langweilen sich und einige ältere Erwachsene schlafen ein. Andere brummen zwischendurch zustimmend. Yeah! Right! Der Priester tritt im Stil eines der amerikanischen Fernsehpriester auf. Spricht davon, dass Nkawkaw Bethlem und Bethlem Nkawkaw ist, von der derzeitigen Phase der Epiphanie, später von der Transsubstantion. Der kennt sich aus. Die Gläubigen sollen sich ändern, nein sie sollen nicht nur Jesus nachfolgen sondern sein wie Jesus und Maria zusammen, entfährt es ihm. Seine Predigt will einfach nicht aufhören. Er beschließt sie dann doch mit einer schier endlosen Aufzählung von Kirchenterminen bis zum nächsten ersten Advent. Halleluja. Heute sind mindestens die Hälfte der Plätze der Kirche leer, das hat sich verschlechtert in den letzten Jahrzehnten und wenn er so weiter macht, leert sich das weiter. Der Chor allerdings ist im Verlauf der Predigt vollständig eingetroffen, er ist bunt und laut, sie bewegen sich rhythmisch in ihren wunderbar bunten Sonntagskleidern, klatschen, der Dirigent schleudert die Arme in alle Richtungen. Das berührt sehr, ist lebendige Kirche, alle singen mit.

 

Der zweite Endoskopietag ist gut ausgebucht. Der Raum voll, ein Anästhesist, Dr. Samuel gesellt sich zu uns. Große Stimmung, es läuft reibungslos. Die Narkosen sind tief, die Patienten glücklich. Im Nachbarraum brüllt sich ein Mann seine Schmerzen aus dem Leib, dass es kaum auszuhalten ist. Er hat sich eine schwere Handverletzung zugezogen, die ohne Narkose versorgt wird. Rundherum sitzen junge Menschen und beobachten den Chirurgen. Mit Samuel wäre das leichter gewesen.

Der Krankenhausleiter ist ein sehr interessierter, bestens informierter und offener Priester und nimmt sich Zeit für mich. Klare Positition: die Palliativstation wird in diesem Jahr kommen und es sollen möglichst alle Mitarbeiter an der Fortbildung teilnehmen.

Die Endoskopie allerdings hat ein ernstes Problem: es gibt keinen Arzt mehr in Nkawkaw, der Interesse hat, zu endoskopieren und es ist unklar ob und wann einer gefunden wird. Damit gehen die Zahlen zurück, nimmt die Routine ab und es ist Geduld erforderlich bis zu einem möglichen Neustart. An der Stelle kann ich die Pionierleistung von Dr. Jester womöglich nicht aufnehmen und weiterführen.

Beim Thema Plastikmüll hört Reverent Derick aufmerksam zu. Ich erlebe immer wieder, dass die Menschen hier die Situation kennen und ändern wollen. Ich kann mein Cleanup durchführen, er unterstützt das. Doch was sollen wir mit dem gesammelten Müll tun? Es gibt kein Recycling in Nkawkaw oder Umgebung. Vielleicht eines in Accra. Ein Cleanup ohne vernünftige Entsorgung ist unsinnig. Ich schreibe ein Konzept, nehme Kontakt zu den Recycling Einheiten in Accra auf und zu Marja von EndplasticSoup (Finanzierung gesichert) und Technik ohne Grenzen, Frank Neumann. Sie reagieren sofort – ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit vielen Mitarbeitern und großen Säcken in der nächste Woche über das Krankenhausgelände laufen und das Plastik einsammeln, es liegt überall herum.

Abends zurück ist da schon wieder etwas langes Schwarzes und krabbelt auf dem Boden, diesmal in meiner Küche. Dieses hat sehr viele Beine und ich stelle die Diagnose: Milleped. Nicht anfassen, kriegst du Allergie von. Schüssel drauf, Schwester Ruth anrufen.

Die Millipeds, wenn die sich erschrecken, rollen sich zusammen und spielen toter Milliped. Dann einfach mit dem Besen rausfegen. Tür wieder zu. Draußen freuen sich die Hühner, die im Laub rascheln Nahrung zu suchen. Freunde von mir bis auf den Hahn, der mich, wie ich finde oft respektlos anschaut und vor allem schon morgens um 5:00 kräht. Ausserdem kein Umgang, wie er das macht mit den Hühnern. Ein enormer Platzregen geht herab. Dusche nichts dagegen. Es ist vieles um sovieles intensiver hier. Was machen also die Hühner im Regen? Nichts, schütteln sich gelegentlich, stellen sich nicht unter. Den Hahn scheint der Regen eher zu stimulieren.

Nachmittags sehe ich zwei junge blasse junge Europäerinnen, Deutsche, wie sich herausstellt. Eine Krankenschwester, eine Medizinstudentin. Total aufgeregt und voller Engagement. Warten. Wissen nicht genau, wie es weiter geht. Am nächsten Abend Entwarnung: die junge Krankenschwester hat ihren Platz auf der Neugeborenenstation gefunden („da will ich nicht mehr weg“), die Medizinstudentin bei den Schwangeren. Soviele junge Frauen mit Kindern in der Hand, auf dem Rücken und eben im Bauch. Da staunst du!

Heute abend kommt Abdul Rashid, der uns im November in Nürnberg besucht hat.

 

 

 

 

 

 

Avatar von Ralf Hardenberg

Published by

Categories:

Hinterlasse einen Kommentar